Ein besonderes Jubiläum konnten die Freien Demokraten im Kreis Gütersloh an diesem Sonntag feiern. Am 04. Mai 1946, also vor 70 Jahren, wurde der Kreisverband mit seinerzeit 8 Mitgliedern gegründet. Allerdings nicht ganz freiwillig: So wurde damals die Gründung einer neuen demokratischen Partei von der damaligen Britischen Besatzmacht angeordnet. Die Zeiten haben sich seither doch sehr verändert.
Es zweites ganz seltenes Jubiläum gab es zusätzlich zu feiern: Peter-Georg Manuth aus Verl wurde für 60 Jahre Mitgliedschaft in der FDP geehrt.
Der Kreisvorsitzende Hermann Ludewig freute sich darüber, zahlreiche FDP-Mitglieder sowie einige Ehrengäste auf dem Meierhof Rassfeld in Gütersloh zum Sommerfest der Partei begrüßen zu können. Dazu zählten der Bürgermeister der Stadt Gütersloh Henning Schulz, der Kreisvorsitzendende der CDU, Ralph Brinkhaus, der Vorsitzende der SPD im Kreis, Hans Feuß sowie der Sprecher der Freien Wähler im Kreistag Johannes Sieweke.
Bürgermeister Schulz hat in seinem Grußwort darauf hingewiesen, dass die Liberalen über Jahrzehnte hinweg ihre Spuren in Gütersloh hinterlassen haben. So war es Dr. Paul Gehring, heutiger Ehrenvorsitzender der FDP im Kreis, der sich vor vielen Jahren mit anderen Mitstreitern für den Erhalt der Weberei eingesetzt hat und so dazu beigetragen hat, den damals geplanten Abriss zu verhindern.
Als Gastredner war Prof. Dr. Pinkwart angereist. Der ehemalige Minister für Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie stellvertretende Ministerpräsident des Landes NRW leitet heute die Handelshochschule Leipzig. Im ging es in seinem Vortrag um die Kernwerte des Liberalismus. Liberale stellen sich Neuem und begreifen Veränderungen zunächst als Chance. In einer globalisierten Welt, die sehr starken Veränderungen unterliegt sei diese Haltung auch dringend notwendig. „Die heutige Zeit ist, was den Grad der Veränderung angeht, mit der Industrialisierung vergleichbar. Das Weltwissen verdoppelt sich alle 2 Jahre. Damit müssen wir umgehen und die Chancen, die sich ergeben nutzen. Freiheit heißt aber nicht, alles unreguliert zu lassen. Die Freiheit des Einzelnen muss sich innerhalb eines klaren Regelwerks entfalten. Das ist das Prinzip der Rechtstaatlichkeit.“ so der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker.
Mit Sorge sieht Pinkwart die Verrrohung der politischen Debattenkultur. Was früher ein sorgfältig formulierter Leserbrief war, sei heute ein schneller Post in den sozialen Netzwerken. Die Sprache die dabei verwendet wird, zum Teil auch von politischen Wettbewerbern, sei leider zu häufig stillos und gefährlich. „Sprache ist der Vorbote für viele Dinge.“ Die etablierten Parteien müssen Politiker, die sich solchen Mitteln bedienen immer wieder stellen.
Den Brexit bezeichnete Pinkwart als Versagen der politischen Führung in Großbritannien, die es nicht vermocht haben, die Werte und die Wichtigkeit der europäischen Familie zu vermitteln. Mit Blick auf die derzeitige Flüchtlingssituation bekräftigt Andreas Pinkwart die Forderung der FDP nach einem modernen Zuwanderungsgesetz.
„Im Vordergrund des Sommerfestes stand bei gutem Wetter und tollem Essen der Austausch mit Freunden und Weggefährten. Das war ein sehr gelungener Tag.“ freut sich der Vorsitzendes des Stadtverbands Gütersloh, Dirk Stockamp. Der Stadtverband hat gemeinsam mit dem Kreisverband die Veranstaltung organisiert.